Der Morgen kam mit Donner. Der Atem des Windes war schwer schwer von Blut und Asche, ein schwarzer Mahlstrom, der sich von der Schlacht emporwand, um den Himmel zu verschlingen. Soweit der Blick schweifen konnte, wogten die Leiber der Malar. Hirin trieb sein Pferd voran, fort von dem Kreis aus Licht, den der Hammer seines Bruders Niethalf in weiten Schwüngen in die Horden der Malar schlug. Hirins Ziel stand am Ursprung des Stroms aus Körpern. Der Gott des Todes und der Träume trieb seine schwarze Mähre durch die Feinde, um endlich Recht zu sprechen und das Leben jenes Menschen zu nehmen, dessen Wahnsinn Grund für all dies war.
Unter den dampfenden Hufen seines Rosses zerstoben die Malar zu Asche, und die schwere Axt des Gottes schwang links und rechts durch die Leiber der Monstren wie das Pendel der Unabwendbarkeit. Hoch stieg das Ross, eine Anhöhe hinan, gleich einem Nachen sich gegen die Woge der Kreaturen stemmend. Aus der Ebene hinter dem Reiter brandete der Sturm hinauf, durchstochen von den Blitzen seiner Sturmschwester Elen, und peitschte den Mantel des Todesgottes wie eine schwarze Flamme um seinen gepanzerten Leib. Als die schnaubende Mähre des Gottes schließlich den Kamm der Woge durchbrach, blickte Hirin ins Antlitz von Janus Malacay, einst oberster Alchemist des hyborischen Imperators, dem Menschen, der sich zum Herrn über Leben und Sterben des ganzen Weltenrunds ausgerufen hatte.
Der Blick des Mannes war entrückt, aus seinen ausgebreiteten Armen quoll die Blutmagie, welche Malar für Malar formte und mit Leben Füllte, nur um wenig später unter der Axt des Todesgottes zu fallen. Hirin trieb sein Ross voran, auf den Mann zu, in dessen Augen immer noch jener Spott glomm, mit dem er die Götter und die Gesetze des Lebens geschmäht hatte. Aus dem Mahlstrom des Himmels stürzte der Drache Ur auf Hirin herab, bereit, seinen Herrn zu verteidigen. Doch Elens weiße Blitze trafen die Bestie und schleuderten sie eine Meile weit davon, wo sie wie ein glühender Fels in die wogende See der Kreaturen schlug. Und zum ersten Mal erblickte Hirin in Malacays Augen einen Schatten von Angst. Der Mund des Alchemisten schien Worte zu formen, als wollte er erklären, beschwichtigen. Doch unerbittlich stieg die Axt des Todesgottes in den schwarzen Himmel und rauschte hinab, tief hinein in das Fleisch des Gotteslästerers.
Da schrien die Malar auf, hoben ihre Fratzen zum Himmel und brüllten den Schmerz ihres Meisters hinaus, ein Schrei aus einer See aus Mäulern mit einem Klang, als wollte die Welt zerbersten. Und als die Blutmagie zerfiel, zerfielen auch die Malar, lösten sich auf in Fetzen aus Blut, davongerissen im wirbelnden Sturm mit dem letzten Klang ihrer Schreie.
Stille ward über dem Feld. Elens Sturm verklang, und ein kalter Wind zerteilte die schwarzen Wolken, um dem Antlitz der Sonne den Ausgang der Schlacht zu zeigen. Im Kreis schritten die Götter um den sterbenden Mann, dessen blutbedeckte Lippen ein höhnisches Lächeln verzerrte.
„Alle Götter Eos braucht es, um mich zu fällen! So kann ich zufrieden sterben, wissend, dass mein Mal auf ewig auf eurer Schöpfung prangen wird! Der Sterbliche, der das Geheimnis des Lebens stahl! Noch auf dem Fluss der Seelen wird mein Spott über euch erschallen!“
„Nein, Janus Malacay“, sprach Ereon, der Weise. „Du sollst nicht die Gnade des ewigen Schlafes erfahren. Jenseits der Schwelle des Todes wird deine wahre Strafe auf dich warten. Und sie wird grausamer sein, als dein kranker Geist es sich ausmalen kann. Deine Seele soll nie Frieden finden!“
Da vernahmen die Götter das Schnauben des Drachen Ur, der sich verletzt und schwach an die Seite seines Meisters zu schleppen suchte. Schon trat Hirin hinzu und hob die Axt, als die Stimme seines Bruders erneut erklang. „Halt ein, Bruder! Dieser Erstgeborene hat nur seine Lebensschuld erfüllt. Die Entehrung soll ihm Strafe genug sein!“
So ließe die Götter Malacay und den Drachen Ur zurück. Still lag der alte Drache da und lauschte auf die letzten Atemzüge seines Meisters, und mit jedem rasselndem Atemzug schien eine bleischwere Last von seinem Herzen abzufallen. Da griff Malacays Hand nach ihm. „Höre mich! Noch leben wir beide, und du bist nicht frei von deinem Bann!“ Wieder lächelte der Alchemist sein sterbendes Lächeln. „Du sollst mir einen letzten Schwur leisten! Einen, der mein Werk und die Blutlinie, welche ich geschaffen habe, für immer bewahren soll! Hör genau zu...“